17.07.2015  München nach Cesenatico  - nonstop

 

Die Idee:

Nachdem wir im Sommer 2014 die Strecke München - Venedig erfolgreich in 24-Stunden absolviert hatten, war klar, dass auch ein Ziel in Reichweite war, das noch ein wenig weiter entfernt ist: Cesenatico.

Cesenatico, dieser Ort an der Adriaküste steht wie kaum ein anderer für den italienischen Radsport von Marco Pantani bis Nove Colli.


Die Vorbereitungen:

Im Herbst 2014 scouteten wir eine Route zwischen Rovereto und Ferarra. Diese Route erwies sich aber bis Verona als zu zeitaufwändig. Dafür bedurfte es noch einer besseren Lösung. Der Abschnitt bis Ferarra war dagegen gut geeignet.

Am 17. Juli ist es soweit, die Wetterberichte melden unisono, dass ein heißer Sommertag zu erwarten ist, Niederschläge, wenn überhaupt, dann höchstens ein punktuelles Wärmegewitter.

Nach ausgiebigem Frühstück rollen wir pünktlich um 9 Uhr Richtung Bad Tölz.


Auch dieses Mal gilt:

  1. -kein Begleitfahrzeug

  2. -kein Gepäcktransport


Der erste Abschnitt führt vom Münchner Osten durch das bayerische Voralpenland nach Bad Tölz.

Wir müssen befürchten, dass wir im Anstieg zum Brenner richtig gegrillt werden.


Es kommt dann doch anders. Kaum haben wir Innsbruck Richtung Brenner verlassen, ziehen Wolken auf. Die Temperaturen sind so erträglich, aber Richtung Alpenhauptkamm sieht es gar nicht gut aus. Dunkle Wolken, wohin man schaut!

Nach kurzem Stopp am Brunnen und einem Stück Kuchen beim Bäcker geht es weiter. Sylvenstein und Achensee sind die nächsten Stationen.

 



Die heißen Temperaturen ziehen die Menschen ans Wasser. Am Achensee herrscht allerorten Badespass. Für uns wird es nach der Abfahrt ins Inntal noch heißer.


Nächste Verpflegung beim Bäcker Ruetz in Schwaz,

dann weiter Richtung Innsbruck.


Als ich um 17:45 Uhr auf dem Brenner ankomme, hat Josi dort schon einen Cappuccino und ein Stück Kuchen hinter sich. Die Wettersituation sieht nicht gut aus. Richtung Süden alles komplett in Regenwolken!


Wir starten sofort in die Abfahrt nach Sterzing, werden aber schon bald vom einsetzenden Regen gestoppt. Ein Blick auf das Regenradar offenbart die ganze Misere: hier handelt es sich nicht um ein einzelnes lokales Wärmegewitter. Hier bewegt sich ein grossräumiges Regengebiet von Süden Richtung Alpenhauptkamm. Auf Dauerregen sind wir nicht eingestellt, haben nur relativ dünne Jacken dabei.


Als wir in Sterzing beim Spar-Markt stoppen, sind wir schon ziemlich durchnässt. In Mauls stoppen wir erneut. Bei dem Regen sind wir sonst in Kürze komplett durchnässt. Eine Nachtfahrt wird dann sehr problematisch. In einem Bistro warten wir etwas ab. Wir sind in einer misslichen Situation. Denn um den Großraum Verona in der Nacht zu durchfahren, müssen wir weiter.


Zum Glück hört der Regen ab Brixen auf. Wir montieren unsere Beleuchtung, und erreichen nach 271 Km Bozen.


In der Nähe des Walterplatzes treffen wir unseren Südtiroler Freund Hannes, um uns mit Pizza und Pasta für die kommende Nachtfahrt zu rüsten.


Auf der weiteren Strecke über Trento und Rovereto läuft es richtig gut, wir kommen schnell voran. Der Wind steht jetzt günstig.


Ab Rovereto nutzen wir die Hauptstraße SS12 bis nach Verona. Mitten in der lauen Nacht, bei Rückenwind und Null Verkehr - das reine Vergnügen!

4:45 Uhr erreichen wir Verona. Dadurch, dass wir in der Nacht gut vorangekommen sind, passt es mit der Zeit wieder. Praktisch autofrei geht es mitten durch die Stadt.


Nachdem wir Verona passiert haben, stoppen wir kurz. Ein paar Dehnübungen helfen gegen Verspannungen.


Bei unserem weiteren Weg durch die Po-Ebene verdrängt nun die Dämmerung des neuen Tages endgültig die Nacht.

Immer wieder ein magischer Augenblick nach einer durchfahrenen Nacht auf dem Rad.

Der Garmin zeigt mitlerweile 446 Km an.


Kurz nach 6 Uhr sind wir in Bovolone. Schon auf unserer Erkundungstour hatten wir uns den Bäcker für das Frühstück gemerkt.



Die Mittagshitze macht sich jetzt deutlicher bemerkbar, auch die vielen Kilometer seit München haben ihre Spuren hinterlassen.


Wir folgen dem Po und erreichen Ferarra.






In der historischen Innenstadt findet ein mittelalterlicher Fanfaren-Wettstreit statt.

Kilometer 522 - für uns gibt es Gelato.


Wir ahnen schon, was jetzt auf uns zukommt. Es sind noch 125 Km bis nach Cesenatico und die Po-Ebene hat sich in einen 37-Grad heißen Glutofen verwandelt.


Kein Schatten, kein Brunnen, nur heißer Asphalt. Da wir nur auf kleinen Straßen unterwegs sind, machen sich auch die Versorgungsmöglichkeiten rar.


37 Grad im Schatten. Die Kräfte schwinden. Jetzt aufgeben? DNF? Nein!


Jetzt kommt uns zugute, dass wir durch zahllose Afrikatouren auch mit extremer Hitze und deren Begleiterscheinungen vertraut sind.


Irgendwann ist es dann geschafft, wir erreichen nach genau 650 Km Cesenatico.


Die italienische Tiefebene liegt vor uns, und es verspricht ein seeehr heißer Tag zu werden oder um mit B.Brecht zu sprechen: "Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns, vor uns liegen die Mühen der Ebenen."

Wenig später stehen wir mit unseren Rädern am Strand von Cesenatico.









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